Reproduktion und Nachguss der Warwick-Kratere


Im Sommer 2018 wurde die große Terrasse im Südwesten des Casinos um zwei bedeutende Gestaltungselemente bereichert. Auf den beiden Pfeilern, die den Treppenaufgang in Richtung zur Bootslandestelle flankieren, klaffte bislang eine Lücke: zwei Gartenvasen, die dem Typus des Warwick-Kraters entsprechen. Auf historischen Fotografien abgebildet, gelten sie heute als verloren gegangen. Der Verbleib konnte nie aufgeklärt werden.

Das antike Original des Warwick-Kraters entstand 118-133 n.Chr. Es wurde 1771 in der Villa Hadriana bei Tivoli entdeckt und von Sir William Hamilton, dem englischen Gesandten in Neapel gekauft. Ab 1774 befand es sich im Besitz der Earls of Warwick, der ihm auch seinen Namen gab. Erst 1979 verkauften die Warwicks die inzwischen weltberühmte Vase an die Burrell Collection in Glasgow. Der überlebensgroße, 170 cm hohe, 211 cm breite Krater aus Marmor steht dort als eines der glanzvollsten Sammlungsstücke eindrucksvoll im Eingang des Museums.

Mit den Veröffentlichungen des Warwick-Kraters durch Giovanni Battista Piranesi 1778 und Karl Friedrich Schinkel 1821 avancierte der Krater mit seinen charakteristischen aus zwei ineinander verflochtenen Weinranken bestehenden Henkeln zu einem gesuchten Sammlungsstück. Er wurde in unterschiedlich großen Dimensionen und Materialien als Unikat und in Kleinserien reproduziert. Dabei entstanden auch zahlreiche Varianten, die sich in Details und vor allem im Reliefschmuck des Vasenkörpers voneinander unterscheiden. Wie die Medici und Borghese-Kratere zählte auch der Warwick-Krater und seine Varianten zum festen Inventar aristokratischer und großbürgerlicher Interieurs, Gärten und Kunstsammlungen. Auch auf der Roseninsel fanden diese Gefäße in den Außenanlagen des Casinos 1853 Aufstellung.

Nach mehrjähriger historischer Recherche und intensiven Rekonstruktionsversuchen ist es gelungen, reproduzierbare Formen für einen Nachguss herzustellen. Am 20. Juli 2018 wurden dann die Repliken auf der Terrasse des Casinos platziert und Professor Jörg Maxzin von der Hochschule Deggendorf hat über den Formfindungsprozess mittels moderner Computertechnik und die Reproduktion im klassisch-handwerklichen Bronzeguss berichtet.

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